Heilpädagogische Diagnostik ist mit dem Begriff elektisch-integrativ zu bezeichnen. Sie bedient sich aus den Nachbargebieten der Psychologie, der Soziologie, der Ergotherapie, sowie der Sonderpädagogik. Das gilt auch für die jeweiligen Methoden, die für den Einzelfall erforderlich sind. Die notwendigen  besten Verfahren aus jenen Disziplinen werden jedoch nicht wahllos zusammengewürfelt, sondern in einer geplanten und kontrollierten Kombination miteinander integriert.

Die heilpädagogische Diagnostik ist ein vielfältiges methodisches Handeln und kombiniert Verfahren und Methoden je nach Anforderungen und diagnostischen Fragestellungen, die im Einzelfall relevant sind.

Die heilpädagogische Diagnostik ist lösungs-, und ressourcenorientiert. Sie begnügt sich nicht mit dem Feststellen von Definiten, sondern versucht bestehende Potentiale zu erschließen, um prospektive Lösungen mit den Beteiligten zu erarbeiten. Dabei geht es um die Entwicklungs-, und Bildungsfähigkeit eines Menschen.

Eingesetzte Verfahren in der Interdisziplinären Frühförderstelle & Heilpädagogischen Praxis

Intelligenztest

Die Kaufmann Assessment Battery for Children (KABC-II) ist ein Individualtest zur Erfassung informationsverarbeitender und kognitiver Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 18 Jahren.

  • Die KABC-II erfasst einen breiten Bereich von Fähigkeiten einschließlich der sequentiellen und simultanen Verarbeitung, dem Lernen, dem Problemlösen und kristalliner Fähigkeiten, die für das Verständnis der Kinder mit Lernschwierigkeiten oder psychologischen Problemen grundlegend sind. In Abhängigkeit der individuellen Fragestellen kann zwischen zwei Modellen (CHC, Luria) ausgewählt werden (mit Einfluss auf die durchzuführenden Untertests).
  • Die KABC-II misst diese Fähigkeiten in einer Weise, die Unterschiede in den Testwerten zwischen verschiedenen ethnischen und kulturellen Gruppen minimiert und daher zu zuverlässigeren Aussagen für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft führt.
  • Die KABC-II überlässt dem Anwender die Entscheidung, ob er mit einem Kind die Tests, die sich auf erworbenes Wissen beziehen, durchführt oder nicht. Dies ist möglich, wenn der Anwender annehmen muss, dass diese keine validen Indikatoren der Leistungsfähigkeit sind (z. B. bei Sprachprobleme).
  • Die KABC-II verfügt über eine nonverbale Skala, die eine valide Beurteilung von Kindern mit eingeschränktem Hörvermögen, schweren Sprachstörungen, begrenzten Deutschkenntnissen usw. ermöglicht.

 Entwicklungstests

Entwicklungstest 6-6 R (ET-6-R) ist ein bewährtes entwicklungsdiagnostisches Inventar mit Altersnormen für Kinder von sechs Monaten bis sechs Jahren. Hierbei werden Aspekte wie normale Entwicklung, Entwicklungsdefizite und individuelle Stärken in hohem Maße differenziert erfasst.

Inhalt: Der ET 6-6-R bildet sechs Entwicklungsbereiche in einem Entwicklungsprofil ab:

  • Körper- und Handmotorik,
  • kognitive Entwicklung,
  • Sprachentwicklung,
  • Sozialentwicklung über die Elternauskunft sowie
  • emotionale Entwicklung.

 

Der Frostig Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung (FEW-2) ist  die deutsche Bearbeitung des Developmental Test of Visual Perception – erfasst mit verschiedenen Untertests Grundfunktionen der Wahrnehmung: Auge-Hand-Koordination, Figur-Grund-Unterscheidung, Formkonstanz und die Identifikation und Reproduktion von Gestalten. Der Test kann zur Frühdiagnose von geistiger Behinderung, Lernbehinderung, Gehörlosigkeit, Sehbehinderung und Epilepsie eingesetzt werden, die mit der Störung von Wahrnehmungsfunktionen zusammenhängen können. Ergänzt wurde die 9. Auflage um Hinweise zum Einsatz des Tests innerhalb einer nach Frostig-Prinzipien organisierten ganzheitlichen Diagnostik und Therapie von Lernstörungen.

MFED – Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik

Einsatzbereich: 1.–3. Lebensjahr. Zur behandlungsorientierten Frühdiagnose angeborener oder früherworbener Störungen.

Inhalt: Das Verfahren ermöglicht eine differenzierte Erfassung des kindlichen Entwicklungsstandes in verschiedenen Funktionsbereichen (1. Lebensjahr: Krabbeln, Sitzen, Laufen, Greifen, Perzeption, Sprechen, Sprachverständnis, Sozialverhalten; 2. und 3. Lebensjahr: Statomotorik, Handmotorik, Wahrnehmungsverarbeitung, Sprechen, Sprachverständnis, Selbstständigkeit, Sozialverhalten). Für die verschiedenen Verhaltensbereiche kann das jeweilige Entwicklungsalter bestimmt werden. Auf die Bestimmung eines globalen Entwicklungsalters oder eines Entwicklungsquotienten wird verzichtet. Die Analyse des Testprofils gibt ebenso Hinweise auf die Ursachen der Retardierung wie auch die Nutzung der Beobachtungsmöglichkeiten mit standardisiertem Material. Hieraus werden Ansatzpunkte zum Beratungsgespräch mit den Eltern und zur Planung der therapeutischen Vorgehensweise deutlich.

H-D-T (Hand-Dominanz-Test)

Einsatzbereich: Kinder von 6 bis 10 Jahren sowie Jugendliche und Erwachsene zwischen 11 und 70 Jahren. Einzel- und Gruppentest. Verwendung bei klinischen, pädagogischen und ergotherapeutischen Fragestellungen.

 

Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder (MOT 4-6)

Der MOT 4-6 erfasst den motorischen Entwicklungsstand von Kindern im Vorschulalter (4 bis 6 Jahre). Für Kinder mit Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen kann über diesen Altersbereich hinaus das motorische Entwicklungsalter ermittelt werden. Der Test ermöglicht eine quantitative Auswertung der Ergebnisse, er kann darüber hinaus aber auch als prozessbegleitendes Beobachtungsverfahren verwendet werden.

 

Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder SETK 3-5

Der SETK 3-5 erfasst mit vier Untertests bei den dreijährigen Kindern und mit fünf Untertests bei den vier- bis fünfjährigen Kindern rezeptive und produktive Sprachverarbeitungsfähigkeiten sowie auditive Gedächtnisleistungen. Mit dem SETK 3-5 ist es möglich, im kritischen Altersbereich zwischen drei und fünf Jahren valide und reliabel das erreichte Sprachentwicklungsniveau festzustellen und in einen kausalen Erklärungszusammenhang mit auditiven Gedächtnisleistungen zu bringen. Dabei spielt das phonologische Arbeitsgedächtnis für Nichtwörter eine ganz entscheidende Rolle.Mit dieser dritten Auflage wird eine vollständige Neunormierung des SETK 3-5 vorgelegt. Weiterhin wurde das Manual inhaltlich ergänzt und auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse auf den neuesten Stand gebracht. Die Testdurchführung und die Auswertung wurden um wichtige Ergänzungen und ganz konkrete Hilfestellungen erweitert. Sprachtherapeutische Fragestellungen können jetzt noch differenzierter beantwortet und Sprachförderpläne auf eine breitere Basis gestellt werden. Im Kapitel „Häufig gestellte Fragen“ wurden zahlreiche Fragestellungen und Anregungen aus der Praxis berücksichtigt. Die Einsatzmöglichkeiten des SETK 3-5 bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) haben ebenfalls eine Ergänzung erfahren.

 

Projektive Verfahren

Der Scenotest wurde speziell zur Erfassung unbewusster Probleme bei Kindern und Jugendlichen entwickelt, er ist jedoch auch bei Erwachsenen und in Familiensitzungen anwendbar. Er gibt Hinweise auf bewusst verschwiegene oder der Reflexion nicht zugängliche Zusammenhänge und lässt allgemein Schlüsse auf die Einstellung gegenüber Menschen und Dingen der Welt zu.

 

Baum-Test. Als Test hat die Baumzeichnung den Vorzug großer Einfachheit und Natürlichkeit; die Fragestellung ist schlicht die Aufforderung: »Zeichne einen Baum«. Ziel des Buches ist es, durch Anschauung und Interpretation von Baumzeichnungen den Baum als Selbstausdruck des Menschen in seinen vielfältigen Aussagemöglichkeiten zu zeigen. Vor allem richtet es sich an alle, die sich beruflich im Rahmen der Lebensberatung um eine möglichst individuelle und dabei tieflotende Diagnostik bemühen.

 

Verhaltensbeobachtung

Eine systematische Verhaltensbeobachtung ist die Grundlage bzw. Voraussetzung für  eine systematische Verhaltensanalyse.

Kategorien:

  • Teilnehmende oder außenstehende Beobachtung
  • Fremd– oder Selbstbeobachtung
  • Natürliche in-vivo Beobachtung (Beobachtung der Kinder in der Alltagsumgebung) oder strukturierte Beobachtung (Beobachtung in einer künstlichen Situation z.B. Videoaufzeichnung oder in der Praxis

 

Fragebögen

  • Diagnostischer Elternfragebogen
  • spezifische Fragebögen (verschiedene Störungsbilder)